Flash Eurobarometer 532: Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch im Internet
Mitte 2023 veröffentlichte die Europäische Union einen Eurobarometer-Bericht zum Thema „Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch im Internet“.
Fragen werden oft so formuliert, dass sie eine positive Antwort erhalten, die dem Leser jedoch nicht viel sagt. Im Gegensatz zu vielen Eurobarometer-Berichten gibt es fast keine Angaben zu soziodemografischen Gruppen (Geschlecht, Alter, Bildungs- oder Vermögensniveau, Wohnort usw.). Wenn wir uns jedoch die XLS-Dateien mit den Basisdaten der Umfrage genau ansehen, entdecken wir Unterschiede ...
Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Ländern, aber der bemerkenswerteste ist der Meinungsunterschied zwischen den Altersgruppen.
Erstes Beispiel: Frage Q7 (Unterstützung eines neuen Regelungsentwurfs) und Frage Q10 (persönliche Kenntnis eines Opfers von sexuellem Missbrauch im Internet)
Die folgende Grafik zeigt:
— in X, der Prozentsatz der Unterstützung für das Gesetzentwurf zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs im Internet
— in Y, der Prozentsatz der Personen, die behaupten, Kenntnis von einem Opfer zu haben.
Die blauen Quadrate stellen die Länder dar, und die roten Punkte repräsentieren die sozialen Kategorien.
Wir sehen, dass die vorgeschlagene Verordnung eine sehr schwankende Unterstützung findet, die zwischen 35 % und 70 % liegt, und dass nur wenige Menschen Opfer kennen. Für die Länder (in Blau) sehen wir keinen klaren Zusammenhang,
Aber haben die sozialen Kategorien (in Rot) übereinstimmende Punkte mit einer negativen Korrelation. Wir sehen, dass Menschen über 55 den Gesetzentwurf stark unterstützen und kaum von Opfern wissen, während die 18- bis 24-Jährigen von Opfern wissen (bis zu 20 %) und den Gesetzentwurf dennoch nicht unterstützen.
Ein weiteres Beispiel: Frage F12: „Was würden Sie tun, wenn Sie online auf Inhalte über sexuellen Missbrauch von Kindern stoßen würden?“
Die häufigste Reaktion ist die Benachrichtigung der Polizei, doch viele der Befragten entscheiden sich dafür, die betreffenden Inhalte selbst zu vernichten.
Die folgende Grafik zeigt die Prozentsätze der positiven Antworten mit den gleichen Farbcodes wie zuvor (blau für Land, rot für soziale Gruppen).
In den Ländern gibt es unterschiedliche Meinungen, ohne dass ein klarer Zusammenhang zwischen den beiden Antworttypen besteht. Die „östlichen Länder“ wollen illegale Inhalte nicht der Polizei melden: vielleicht ist das eine Spur der jahrzehntelangen Omnipräsenz der Polizei?
Andererseits sind die roten Punkte, die den soziodemografischen Gruppen entsprechen, ausgerichtet, mit einer klaren negativen Korrelation. Je älter wir sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir illegale Dokumente der Polizei melden und desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir diese Dokumente selbst vernichten.
Insbesondere liegen drei Punkte außerhalb der Hauptwolke und beziehen sich auf dieselbe Bevölkerungsgruppe, die sich nicht bei der Polizei melden möchte und lieber die Akten vernichtet. Dabei handelt es sich um junge Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren; es sind auch die Einzelnen, die weiter studieren, was nicht verwunderlich ist, da die Studierenden ebenfalls dieser Altersgruppe angehören. Es sind auch Menschen, die sich weder als Mann noch als Frau definieren: diese Vorstellung von „nicht-binär“ ist in unserer Gesellschaft neu und für Menschen über 40 oder 50 fremd.
Junge Menschen (18 bis 24 Jahre) haben eine ganz andere Meinung als ältere Menschen. Diese Meinungen sind nicht wirklich für die europäischen Regulierungsprojekte. Böse Zungen könnten sagen, dass der Bericht deshalb fast nichts über die Meinungen verschiedener soziodemografischer Gruppen enthält.
Hier sind die Dateien auf Deutsch:
EBF532SeksAb/EBFlash532_ProtSexAb2023_DE.pdf
EBF532SeksAb/EBFlash532_ProtSexAb2023_DE.odt